Bild der alten Feuerwache ziert die SchloßbergterasseNachdem die Feuerwehr Weinheim Abteilung Stadt im Oktober 2005 ihr altes Domizil in der Grundelbachstraße verlassen hatte, und in die Bensheimer Straße zog wurde es ruhig um die alte Feuerwache. Diese machte dann Platz für die Schloßbergterasse, die bereits teilweise eröffnet wurde und bis im nächsten Jahr alle Bauabschnitte fertig stellen wird. Nun ist die alte Feuerwache wieder zum Leben erwacht, wenn auch nur in Bild Form, und das auch ohne den Anbau der Zentrale. Das Gebäude reiht sich damit in die "Dauerausstellung" an der Schloßbergterasse ein. Mittels einer speziellen Technik können Bilder direkt auf Fassaden aufgebracht werden. So geschehen an der Front der Schlossbergterrasse, wo historische Aufnahmen an vergangene Zeiten erinnern.


So treffen bei dem Großprojekt "Schlossbergterrasse" in Weinheim Historie und Zukunft aufeinander. Bilder alter Gebäude erinnern dort an vergangene Zeiten, während ein paar Meter weiter oben Glasfasernetze die virtuelle Welt etwas näher rücken. Die Bilder sind keine Werke im klassischen Sinn, sondern wurden mittels eines speziellen Verfahrens direkt auf die Fassade entlang der Grundelbachstraße aufgebracht. Gerhard Burkhardt, Vorstandsvorsitzender der Familienheim Rhein-Neckar eG, kam gestern Morgen aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. "Das ist eine Deutschland-Premiere. Das gab es in dieser Form noch nicht."

In der Tat ist es ein neues Verfahren, das Bilder auf ein Spezialgewebe druckt, welches später mittels eines Spezialklebers auf die möglichst glatte Fläche aufgebracht wird. Das Prinzip ähnelt dem Anbringen einer Fototapete: Stoß an Stoß und bündig angedrückt. Danach kommt eine weitere Beschichtung drauf und schon sieht es aus wie eine Diaschau auf Dauer. Die am Schlossberg-Projekt angebrachten Bilder sind rund acht Quadratmeter groß, zwölf sind derzeit das Maximum. Interessant dabei ist die Qualität der Bilder. Zum Teil wurde bei den historischen Aufnahmen auf Reproduktionen zurückgegriffen, doch den Bildern auf der Fassade ist dies nicht anzumerken. Sie sind derart scharf, dass sogar Dinge herauskamen, die auf den kleinen Positiven nicht zu erkennen waren.

 

Zum Beispiel die alte Ansicht des Gebäudes an der Ecke Am Schlossberg/Steighausstraße. Früher stand dort das Gasthaus "Rebstöckl", bei dem erst anhand der Vergrößerung deutlich wurde, dass aus dem Fenster im zweiten Stock eine Hakenkreuzfahne hing. "Die haben wir geschwärzt, da sieht man nichts mehr", zeigt Burkhardt auf das Bild. Insgesamt zehn Bilder sind auf die Fassade aufgebracht, sie zeigen zum Beispiel die Grundelbachstraße im Jahr 1954, das alte Krankenhaus, die ehemalige Feuerwache oder auch den Schlossberg samt Wachenburg. Für Burkhardt ein gelungenes Stück Städtebau, das die lange Front zwischen künftigen Einkaufsmärkten und Jet-Tankstelle aufwertet: "Hätten wir das alles hier verklinkert, wäre das eine tote Fläche", stellt er im Gespräch fest.

 

Der Familienheim-Chef gibt sich an diesem Morgen einmal mehr optimistisch, berichtet von einer Vermarktung von rund 50 Prozent und hofft, den Eigentümern der Häuser entlang der dann verkehrsberuhigten Grundelbachstraße etwas von seiner Euphorie mitgeben zu können. "Das alles ist Sanierungsgebiet und es wäre schön, wenn der ein oder andere dies nutzen würde. Ich würde die Leute dabei gerne unterstützen", sagt er. Von dem Erfolg des Großprojekts ist er immer noch fest überzeugt, zumal es nun Schlag auf Schlag geht. In zwei Wochen eröffnen die beiden Supermärkte, die ersten Wohnungen im betreuten Wohnen werden Ende des Jahres bezogen.


Außerdem will der Vorstandsvorsitzende nicht nur bei der Energieversorgung auf Nachhaltigkeit setzen. So werden beispielsweise die Komplexe der Supermärkte und des Pflegeheims nicht zum Verkauf stehen. Sie kommen in einen Immobilienfonds, der in erster Linie für Mitglieder der Genossenschaft gedacht ist. Weinheims CDU-Fraktionschef und Malermeister Holger Haring, dessen Firma das neue Fassadenkonzept realisierte, kreierte gestern für einen solchen Fonds einen ganz speziellen Begriff: "Betongeld".

 

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Sf Artikel Weinheim Nachrichten vom: 16.10.2010