Ein pechschwarzer Himmel, ein kräftiger Gewitterguss und starker Wind gingen um kurz vor 22 Uhr über Weinheim nieder. Um 22:01 Uhr ging der erste Alarm bei der Feuerwehr Weinheim Abteilung Stadt ein. Ein Feueralarm bei einer Spedition in der Hertzstraße. Es stellte sich heraus, dass der Wind Staub aufwirbelte und in die Lagerhalle drückte und dadurch die Rauchmelder auslöste. Wenn auch schnell Entwarnung gegeben werden konnte, so fing der Unwettereinsatz für die Feuerwehr Weinheim erst an.

Fast alle Abteilungen waren im Einsatz. Der Schwerpunkt lag in der Kernstadt, weshalb die Abteilung Stadt am meisten gefordert war. Aber auch in Oberflockenbach und Lützelsachsen - Hohensachsen kam es zu umgestürzten Bäumen, die von den Feuerwehrangehörigen beseitigt werden mussten. Die Wehr setzte mehrere Fahrzeuge ein um den Betroffenen schnellstmöglich Hilfe zu leisten. Im Feuerwehrzentrum wurde der Stabsraum besetzt und die Einsatzstellen gesammelt und priorisiert. Um 3 Uhr konnte der letzte von insgesamt 48 Unwetter Einsatz beendet werden. Dieses Unwetter hatte einen Besonderheit zu den bisher dagewesen. Normalerweise hat es die Weinheimer Feuerwehr bei Unwetterlagen mit Standarteinsätzen wie Baum auf Straße oder Wasser im Keller zu tun. Diese Einsätze gab es auch diesmal - aber es waren viel mehr Menschen als sonst betroffen.

In der Nähe der Weinheimer Westtanggente verunglückte ein Quadfahrer. Ein Feuerwehrangehöriger der Abteilung Stadt kam auf dem Weg zum Einsatz zufällig vorbei und alarmierte die Einsatzkräfte. Nach der Erstversorgung durch die Feuerwehr Weinheim Abteilung Stadt wurde der Patient an den Notarzt und Rettungswagen übergeben. Auf der Wachenburg sowie auf der Windeck waren jeweils 20 Personen eingeschlossen, da Bäume die Wege blockierten. Mit Kettensägen schaffte sich die Einsatzkräfte eine Schneise und machten den Weg frei. Ein junges Pärchen hatte in der Wachenberg Straße großes Glück. Vor und hinter ihnen fiel ein Baum auf die Straße. Sie wurden glücklicherweise nicht getroffen, waren aber eingeschlossen. Mit Kettensägen und Seilwinden wurden die Bäume beseitigt und das Pärchen aus der misslichen Lage befreit.

Ein weiterer größerer Einsatz ereignete sich in der Karrillonstraße. Hier stürzte ein Baum auf ein Haus. Auch hier wurden unsere Einsatzkräfte tätig. Der größte Einsatz war im Bereich der Moselstraße. Hier musste die Deutsche Bahn unterstützt werden, nachdem ein Baum die Oberleitung beschädigt hatte. 65 Fahrgäste mussten aus dem Zug evakuiert werden. Der Zug war 300 Meter vor einem Notausgang in der Moselstraße zum Stehen gekommen. Nach Rücksprache mit dem Notfallmanager der Deutschen Bahn wurden die 65 Fahrgäste aus dem Zug evakuiert. Die Werkfeuerwehr Freudenberg unterstützte den Einsatz und leuchtet die Einsatzstelle von ihrem Werksgelände aus. Die Feuerwehr Weinheim leuchtet die Moselstraße aus und organisierte mit Mannschaftstransportwagen den Transport der Fahrgäste nach Sulzbach. In der Moselstraße war auch die mobile Einsatzleitung aufgebaut die diesen Einsatz koordinierte. Um zu den Fahrzeugen zu kommen, mussten die Fahrgäste die 300m Gleisbett überwinden. Daher wurden weitere Feuerwehrangehörige eingesetzt um beim Tragen von Gepäck zu helfen und älter Menschen zu stützen. Auch ein Rollstuhlfahrer war unter den Fahrgästen und wurde von der Feuerwehr sicher zu den Fahrzeugen gebracht. In Sulzbach wurden die Personen von der örtlichen Feuerwehr und der Schnelleisatzgruppe des Deutschen Roten Kreuz betreut. Von dort wurde der Abtransport der Fahrgäste organisiert. Die Deutsche Bahn organisierte einen Linienbus nach Heidelberg. Andere Fahrgäste wurden teilweise von Feuerwehr und DRK nach Hause gefahren. Für fünf Fahrgäste war ein Weiterkommen nicht mehr möglich und so wurde gemeinsam mit der Deutschen Bahn eine Übernachtung in einem Weinheimer Hotel organisiert.

Leider gibt es auch eine traurige Meldung zu dem Unwetter Einsatz. Ein Feuerwehrangehöriger wurde bei dem Einsatz angegangen. Während die meisten für diese Ausnahmesituation Verständnis hatten, waren bei einem Fahrgast die Emotionen hoch gekocht. Der Angreifer musste von der Polizei überwältigt werden und wurde in Gewahrsam genommen. Ein Feuerwehrmann musste vorsorglich im Krankenhaus untersucht werden, konnte aber noch in der Nacht das Krankenhaus verlassen.


Bilder von der Zugevakuierung