Höhenretter der Berufsfeuerwehr MannheimDer neue Hahn - hier in der Obhut der Höhenretter Berufsfeuerwehr Mannheim - sieht dem Vorgänger recht ähnlich. Es war zweifellos der kurioseste Kriminalfall in diesem Sommer: Mitte Juli verschwand der Hahn vom Dachkreuz der Ulner Kapelle am Weinheimer Marktplatz.

Unbekannte Täter hatten damals dem Umstand genutzt, dass das historische Bauwerk von einem Baugerüst umgeben war. Der Diebstahl wird wohl im Ordner "ungelöste Fälle" abgelegt; die ausgesetzte Belohnung ist aufgehoben. Bis heute fehlt von dem Hahn jede Spur. Doch dieser Tage hat der Nachfolger seinen Platz auf dem zweiarmigen, barockverzierten Dachkreuz eingenommen - mit Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr Weinheim und der Berufsfeuerwehr Mannheim.



Der Stiftungsrat der Kirchengemeinde St. Laurentius um den Vorsitzenden Dr. Karl-Hermann Schütz hatte die Nachbildung für 1500 Euro in Auftrag gegeben. Erich Seifert und Hans-Dieter Zopf kümmerten sich um die kunstvolle Ausführung.


Pfarrer Johannes Bold weihte gestern Vormittag den Hahn. "Das ist die zweite Hahnweihe in meiner Amtszeit", erklärte Bold. Das sei höchst ungewöhnlich, da Wetterhähne üblicherweise ja viele Jahrzehnte an ihrem Platz bleiben. Doch 2002 war der Pfarrer schon einmal gefordert, als nach einem Unwetter der Hahn von St. Laurentius abstürzte und nach der Reparatur erneut geweiht wurde. "Damit gehe ich in die Geschichte ein", sagte Bold und schmunzelte, ehe er aus dem "Hymnus beim Hahnenschrei" rezitierte: "Hoffnung erwacht beim Hahnenschrei, und Lindrung strömt den Kranken zu. Der Räuber lässt von seinem Tun, Gefallene vertrauen neu."


Anschließend übergab er voller Dankbarkeit den Feuerwehrleuten das mit Blattgold verzierte "Tier". 25 Meter wurde die Drehleiter der Weinheimer Feuerwehr ausgefahren; das letzte Stück überbrückten die "Höhenretter", die sonst in Hochhäuser oder auf Baukränen gefordert sind. Aufmerksamer Beobachter am Rande war Karljosef Kropp, dem die Ulner Kapelle und ihre 1350 beginnende Geschichte sehr am Herzen liegt. Der Hahn sei seit dem 9. Jahrhundert auf Kirchtürmen üblich als Sinnbild der Wachsamkeit und der Erweckung zum geistlichen Leben. pro


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Artikel Weinheimer Nachrichten vom: 17.11.2010