Bombenleger Bombenanschlag Weinheim Haydenstraße 7 Feuerwehr Weinheim Attentat TNT Handgranate Ein 44-jähriger Mann zündete sie vor einem Haus in der Weinheimer Haydnstraße – Verletzt wurde niemand – Polizei evakuierte die Anwohner. Die Haydnstraße und einen Teil der Prankelstraße riegelten Polizei und Feuerwehr ab. Die Beamten vermuteten weiteren Sprengstoff am Haus und wurden auf dem Balkon fündig. Das Paket wird jetzt von Spezialisten untersucht. Mit einer Maschinenpistole im Arm postiert sich der Polizist gestern Morgen auf der Prankelstraße, kurz vor dem Abzweig Haydnstraße. Hinter ihm die Straße hinunter reihen sich Streifen und Kastenwagen von Polizei und Rettungsdiensten. Von der anderen Seite blockiert ein Feuerwehrfahrzeug die Durchfahrt, die blauen Lichter blinken, ein Mann in Warnweste winkt heranfahrende Autos in die Rosenbrunnenstraße. Großräumig hat die Polizei das Gebiet um die Haydnstraße absperren lassen, rund 50 Anwohner wurden evakuiert: Auf dem Balkon des Hauses Nummer sieben explodierte zwischen fünf und halb sechs am Morgen eine Handgranate, Splitter liegen im Vorgarten. Verletzt wurde niemand, denn das Mehrfamilienhaus stand zu dem Zeitpunkt leer. Die Bewohner, ein Paar mit seiner acht jährigen Tochter, sind am Montag in Urlaub in die USA geflogen, erzählte die Nachbarin Gerda Dorn. „Die können wir doch jetzt nicht anrufen, die schlafen ja noch!“ Das Haus stand leer Ein pensionierter Mieter lebt wohl vor allem in Jugoslawien, und eine Wohnung des Hauses steht leer – im Erdgeschoss waren alle Läden heruntergelassen. Alles andere als ausgestorben dagegen der Balkon des ersten Obergeschosses: An seinem Geländer lehnte eine Leiter der Feuerwehr: Zunächst kletterten die sogenannten Delaborierer hinauf, Sprengstoffexperten des Landeskriminalamts Stuttgart. Sie vermuteten weiteren Sprengstoff und fanden schließlich einen Gegenstand, ähnlich einer Zigarettenstange, auf dem Balkon. Er wird jetzt Gegenstand weiterer Ermittlungen sein, erklärte Polizeisprecher Norbert Schätzle. Er drehte sich geduldig zu den Kameras von diversen Fernsehteams und gab Interviews; derweil sicherten die Kollegen mit Kamera und Plastikhandschuhen auf dem Balkon Spuren zwischen gestapelten Gartenmöbeln. Groß ist der Sachschaden nicht: Die Scheibe der Balkontür ist zerborsten, durch die Scherben, die im Rahmen stecken, sah man die Wohnzimmerlampe. Ein Stahlträger hing vom Balkon herab. Der mutmaßliche Täter war zur gleichen Zeit in Viernheim. Auch dort explodierte am frühen Morgen ein Sprengsatz. Der 44_jährige Mann hat sich später wohl schwer bewaffnet – in seiner Wohnung verbarrikadiert. Er selbst hatte die Polizei am Morgen verständigt und den Zusammenhang zwischen den Detonationen hergestellt. Warum er sich das Haus in der Haydnstraße ausgesucht hat, kann die Polizei noch nicht sagen. Auch Nachbarin Gerda Dorn war ratlos: „Das sind ganz normale, nette Leute“, sagte sie. „Die haben keine Feinde.“ Hat sie, die gegenüber wohnt, nun selbst Angst? Gerda Dorn schüttelte den Kopf. Weiche Knie habe sie nur wegen ihres leeren Magens: Kurz nach der Explosion klingelte bereits die Polizei und bat die Bewohner, ihre Häuser zu räumen. Alfred Dorn berichtete noch von einem Knall, der ihn aus dem Schlaf gerissen hat, und einem Feuerball. Aus ihrem Haus vertrieben, machten die Dorns erst mal einen ausgiebigen Spaziergang um den Waidsee mit ihrem Dackel und dem Pudel vom Nachbarn. Nach drei Stunden draußen würde Gerda Dorn das verpasste Frühstück aber schon gern nachholen. Das konnte sie dann auch: Etwa um elf Uhr durften die Bewohner, verstreut in alle Himmelsrichtungen, wieder in ihre Häuser zurück. Zehn Minuten zuvor hatte Feuerwehrmann Ralf Mittelbach seine Kameraden verständigt, dass die Polizei die Straße freigeben hat. Die Einsatzkräfte rückten ab, Entspannung auch für den kompletten Löschtrupp, der sich im Feuerwehrzentrum in Bereitschaft gehalten hatte. Wenige Minuten später stellten die Stadtwerke Gas und Strom wieder an. Sicherheitshalber war beides gekappt worden. Oberbürgermeister Heiner Bernhard war zum Zeitpunkt der Explosion auf dem Weg nach Düsseldorf, um seine Tochter vom Flughafen abzuholen. Auf dem Rückweg hatte er sich vor Ort absetzen lassen. „Ich wollte bei den Leuten sein“, sagte er, der selbst bis vor einigen Jahren um die Ecke des Tatorts gewohnt hat. Wenige Stunden später zeugten nur noch ein rot weißes Absperrband über der Haydnstraße und ein Polizeiwagen vom Großaufgebot. In Viernheim dagegen hielt der Mann die Beamten weiterhin in Atem. Artikel Rhein Neckar Zeitung vom 20.08.2009 von Nadja Müller. Titelbild: Kopetzky / Weinheimer Nachrichten. Bilder zum Einsatz in Weinheim finden Sie über unseren Link. Weitere Informationen zum Einsatz in Viernheim, stellen die Kameraden der Feuerwehr Viernheim auf ihrer Homepage zur Verfügung.