Eine besondere Nachwuchs-Förderung: Die Kinderfeuerwehr Sulzbach führt schon die Jüngsten an die Arbeit der Brandschützer heran. Weinheim - Sulzbach. „Achtung, Achtung, hier spricht die Kinderfeuerwehr Sulzbach“: Voller Stolz, die eine Hand fest am Megaphon und die andere am Mikrophon, steht Florian vor seinen Kameraden und dem roten Löschfahrzeug. Es ist Donnerstag, und knapp zwei Dutzend Feuerwehr „Minis“ zwischen sechs und zehn Jahren haben sich um die Jugendleiterinnen Claudia Fath und Florentine Zimmermann sowie Betreuer Andreas Maslack geschart. „Es brennt, es brennt, rettet uns“, halten unterdessen Vivien und Alia angeregten Funkkontakt. Zwar klingt das noch nicht nach einem korrekt abgesetzten Notruf. Aber gerade den und die dazu gehörenden fünf W - Fragen sollen sie ja erst im Laufe des Nachmittags bei der ersten Kinderfeuerwehr im Stadtgebiet lernen. Seit Oktober existiert dieser Nachwuchstrupp der Sulzbacher Floriansjünger, der sich jeden dritten Donnerstag im Monat für zwei Stunden im Feuerwehrgerätehaus zu Spiel und Spaß trifft. Und behutsam an die Arbeit der Brandschützer herangeführt werden und die Bandbreite der Feuerwehrarbeit kennen lernen soll. Den Hintergrund für diese im weiten Umkreis bislang einmalige Sache erläutert Elke Knapp, Vorsitzende des „Vereins zur Förderung des Feuerwehrwesens Sulzbach an der Bergstraße“ und Ideengeberin: „Nachwuchsprobleme sind heute in allen Bereichen eine Herausforderung an die Verantwortlichen.“ Auch bei den Freiwilligen Feuerwehren ist dies seit Jahren ein „ganz heißes Thema“. Bedingt durch das im Landesfeuerwehrgesetz und damit auch in den örtlichen Feuerwehrsatzungen vorgeschriebenes Eintrittsalter ab zehn Jahren werden interessierte Kinder erst sehr spät „und damit oft auch zu spät“ auf die Freiwillige Feuerwehr aufmerksam gemacht. Bereits während der vom Förderverein initiierten Sommerferienspiele für Kinder hatte es sich gezeigt, dass sowohl von Seiten der Kinder als auch sehr vieler Eltern ein großes Interesse an einer Kinderfeuerwehr besteht. Angeregt durch den Andrang und die Forderung, auch in Zukunft innerhalb eines festgelegten Zeitrahmens zusammenzukommen fand bereits Anfang Oktober die erste Gruppenstunde statt. Da es bisher im Rhein Neckar Raum kein vergleichbares Projekt gibt und man sich auf völligem Neuland bewegt, gilt es auch, eine ganze Reihe an Problemen vor allem finanzieller Art zu bewältigen. Insbesondere die Ausrüstung der Kinder mit Bekleidung, Arbeitsmaterial für die feuerwehrtechnische Ausbildung sowie die Versicherung bereitete erhebliche Sorgen. So schlägt etwa die Anschaffung von Stiefeln (51 Euro), Jacke (90 Euro) oder Helm (16 Euro) zu Buche. „Ausgehend von 24 teilnehmenden Kindern kommen damit im ersten Jahr rund 4800 Euro und für jedes weitere Jahr der kindgerechten Ausbildung weitere rund 2400 Euro zusammen“, hat Knapp ausgerechnet. Für die derzeit 132 Mitglieder des seit April 2007 bestehenden Fördervereins eine Riesensumme. Der Firma Freudenberg ist es letztlich zu verdanken, dass das Feuer der Begeisterung nicht schon im Keim erstickt wurde. Im Rahmen des Projekts „Wir tun was“ stellte Freudenberg den erforderlichen Betrag zur Verfügung, sodass die jungen Floriansjünger voraussichtlich noch im März in den Besitz ihrer Uniformen kommen. „Ich freue mich, dass Nikolas sich für diesen Verein entschieden hat. So lernt er spielerisch schon früh sich für andere einzusetzen, den Gemeinsinn zu stärken und Verantwortung zu übernehmen“, unterstützt die Mutter den Sechsjährigen. Und noch etwas anderes haben die Kids aus einer falschen Regel des Spiels „Feuer, Wasser, Luft“ gelernt. Bei dem Ruf „Wasser“ soll man nach oben steigen, damit man nicht ertrinkt. Bei „Sturm“ gilt es sich festzuhalten. So weit, so gut. Bei „Feuer“ aber darf man sich auf gar keinen Fall in irgendwelchen Ecken verstecken, wie es die Spielregel vorgab. Statt dessen gilt es, ans Fenster oder an die Tür zu gehen und laut um Hilfe rufen, hat sich Enrico gemerkt. „Übers Internet und in den Kindergärten und Schulen wollen wir Betreuer nun versuchen, die falsche Spielregel schleunigst auszumerzen“, haben sich Claudia Fath, Florentine Zimmermann und Andreas Maslack mit Unterstützung von Hans_Joachim Gottuck, zweiter stellvertretender Kommandant und Kreisverbandsvorsitzender, vorgenommen. Als RNZ Fotograf Bernhard Kreutzer die Rasselbande zum Gruppenfoto bittet, sind alle Feuer und Flamme. Paul darf sich den Helm aufsetzen und die Uniformjacke überziehen, während die anderen den Erklärungen von Claudia Fath lauschen, die das Kopfstück eines „Nassspritzers“ in der Hand hält. „Quatsch, das heißt Strahlrohr und wird auf den Schlauch aufgeschraubt“, belehrt Paul. Und weiß auch, dass es davon unterschiedliche Größen mit Voll und Sprühstrahl gibt. Letzterer ist für den Innenangriff gedacht, damit der Wasserschaden in einer Wohnung gering gehalten wird, erläutert Maslack. „Mein Opa ist auch bei der Feuerwehr“, erzählt Melina stolz. Und freut sich, nachdem die zwei Stunden wie im Fluge vergangen sind, wie alle anderen auf den letzten Höhepunkt an diesem Tag. Denn wie immer werden alle 24 wieder mit dem großen Feuerwehrauto bis vor die eigene Haustür gefahren. „Ein Service, um den sie sogar viele Erwachsene beneiden“, lacht Elke Knapp. Claudia Fath zeigte den Kindern ein Stahlrohr, das man als Aufsatz auf den Feuerwehrschlauch schraubt. Foto: Kreutzer / Artikel Rhein Neckar Zeitung vom 17.03.09 Text (keke)