AED Geräte sind leicht zu bedienenEs sind nur wenige Minuten, die im Falle eines Herzinfarkts über Leben und Tod entscheiden. So wie bei dem englischen Fußballprofi Fabrice Muamba, der bei einem Pokalspiel am Wochenende einen Herzinfarkt erlitt. Fast sieben Minuten setzte sein Herzschlag aus. Ein Defibrillator ist kinderleicht zu bedienen, wie hier (Bild) bei einer Vorführung im Sparkassenzentrum im Weinheimer Atrium, und rettet Leben. Der kleine Lebensretter gehört aber nicht überall zur Standardausrüstung.

 

Auch bei Fußballspielen und Sportveranstaltungen in der Region kommt es immer wieder zu ähnlichen Notfällen. Zuletzt erlitt Anfang März ein Zuschauer bei einem Kreisligaspiel des FV03 Ladenburg einen Kollaps. Schnelle Erste Hilfe und vor allem der Einsatz eines Defibrillators retteten dem Mann das Leben. „Leider gibt es solche AED-Geräte, die nicht nur Ärzte und Sanitäter, sondern auch Laien bedienen können, noch nicht in allen Sportstätten in Weinheim“, sagt Ralf Mittelbach von der Freiwilligen Feuerwehr Weinheim. Die Feuerwehr will das ändern und hat bereits im vergangenen Jahr bei Vereinen, Ämtern und Behörden, sowie Gaststätten für die Installation von AED-Geräte geworben. AED steht für Automatisierter externer Defibrillator.

Schwachpunkt Stadion

 

Mit Erfolg: 45 neue Defibrillatoren sind seitdem im Einsatz beispielsweise in der Woinemer Hausbrauerei, im Finanzamt und auf dem Gelände der Kläranlage. Die großen Sportvereine der Zweiburgenstadt sind gut ausgerüstet. Im Sportpark des Athletik Club Weinheim (AC) gibt es derzeit einen Defibrillator sowie ein erweitertes Erste-Hilfe-Set. „Wir wollen aber bald noch ein zweites Gerät und eine Sauerstoffflasche anschaffen“, sagt AC-Studioleiter Walter Hubach. Auch die TSG Weinheim verfügt über drei AED-Geräte, die jeweils im Hector-Sport-Centrum, im Waldschwimmbad und in der Halle an der Mannheimer Straße hängen. Schwachpunkt allerdings ist das Sepp-Herberger-Stadion. Dort gibt es bislang keinen Defibrillator. „Wir haben zwar vorgeschlagen, eines installieren zu lassen, doch bislang ist nichts passiert.“ Auch wenn sich grundsätzlich alle mit Blick auf die Notwendigkeit einig seien. „Vielleicht verlassen sich die Verantwortlichen auf die Ausrüstung der benachbarten Sportvereine. Aber das ist im Notfall kompliziert und langwierig“, sagt Mittelbach.

 

Auch bei kleineren Vereinen in der Umgebung sieht es noch mau aus. Der TSV 1887 Sulzbach beispielsweise verfügt auf dem Fußballplatz über kein AED-Gerät. Eine Anschaffung ist derzeit nicht geplant, sagt der Abteilungsleiter Fußball, Andreas Spether. „Die Vereine sind sowieso schon stark mit Kosten belastet. Es wäre doch sinnvoller, wenn wir uns an Hessen orientieren würden. Dort ist es ab einer bestimmten Liga Pflicht, dass bei Spielen Sanitäter vor Ort sind.“

Anschaffung nach Todesfall

 

Auch die TSG 91/09 Lützelsachsen verfügt über kein entsprechendes Gerät, die Anschaffung ist nicht geplant. Anders sieht es bei der SG Hohensachsen aus. Auf deren Sportgelände Langewiesenweg gibt es seit 2011 einen Defibrillator. „Vor etwa eineinhalb Jahren ist bei einem Alt-Herren-Turnier ein Spieler auf dem Platz gestorben. Da war für uns klar, dass wir so ein Gerät brauchen, denn so etwas sollte nie wieder passieren“, sagt Fußball-Abteilungsleiter Patrick Kloskalla.

 

Beim TV Großsachsen sind zwei Defibrillatoren vorhanden. Einer in der Alten Turnhalle, ein zweiter ist in der Sachsenhalle. Letzterer hat schon ein Leben gerettet. Vor einigen Jahren kippte bei einem Handballspiel einer der Zuschauer um – und überlebte dank moderner Technik. Die Sportgemeinde 1912 Hemsbach überlegt laut ihrem Vorsitzenden Roland Heinzelbecker, ein zusätzliches Gerät anzuschaffen. Und das, obwohl im Eingangsbereich der benachbarten Hans-Michel-Sporthalle ein Defibrillator hängt. „Trotzdem wäre ein eigenes Gerät am Clubhaus sicher sinnvoll“, sagt Heinzelbecker. Und in Schriesheim stellt der SV 1919 ebenfalls je ein AED-Gerät am Fußball- und am Tennisplatz zur Verfügung. Dagegen ist in der zentralen Sportanlage in Fürth, dem Stadion, kein Defibrillator zu finden. „Bei uns gibt es in dieser Hinsicht auch keine Überlegungen, denn bei Fußballspielen ist ja immer das Rote Kreuz vor Ort.“ Auch in der Halle des TV-Fürth ist seit März 2011 kein Defibrillator mehr vorhanden. Grund: Die Herzsportgruppe, für die ein solches Gerät vorgeschrieben ist, gibt es nicht mehr.


Wer sich über AED-Geräte informieren will: Die Feuerwehr Weinheim ist am 13. April in der Weinheim Galerie mit einem Infostand vertreten. Bis Mitte des Jahres soll ein Stadtplan mit Defibrillator-Standorten veröffentlicht werden. Die Weinheimer Feuerwehr nimmt weiterhin Standorte von AED-Geräten auf und berät unter der Telefonnummer 06201/2580673 oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Die Preise sind unterschiedlich und reichen von um die 1000 bis über 2000 Euro.

 

Artikel Weinheimer Nachrichten - Verena Müller-Rohde Bild: Schilling