Feuerwehr Weinheim 125 Jahre im Einsatz Lützelsachsen HohensachsenLützelsachsen/Hohensachsen. Eine schlagkräftige Truppe: Die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Lützelsachsen-Hohensachsen vor der Feuerwache Süd. Wenn am morgigen Freitag die Freiwillige Feuerwehr Weinheim Abteilung Lützelsachsen-Hohensachsen zum Festbankett in die Mehrzweckhalle Hohensachsen einlädt, dann steht der Rückblick auf die 125-jährige Geschichte im Mittelpunkt. Es spricht für die gelungene Zusammenführung der beiden bis 2001 selbständigen Abteilungen, dass dieses Jubiläum gemeinsam gefeiert wird. Beim Blick in die Chronik der Feuerwehr wird freilich deutlich, dass zum Wohle der Bürger schon lange vorher eng zusammengearbeitet wurde. /// Dramatische Einsätze /// Fragt man nach den größten Einsätzen der Wehren in ihrer Geschichte, dann fallen den stellvertretenden Kommandanten Thomas Paul und Markus Kratzer spontan zwei Ereignisse ein: Am 9. Juli 1956 brannte in Hohensachsen die evangelische Kirche. Als die Wehr gegen 17 Uhr alarmiert wurde, stand bereits ein Rauchpilz über der Kirche, "aus dem Glockenstuhl züngelten die Flammen und griffen rasend schnell um sich", berichteten damals die Weinheimer Nachrichten. Angesichts des Ausmaßes forderten die Hohensachsener sogleich ihre Kollegen aus Lützelsachsen zur Unterstützung an; auch aus Weinheim, Großsachsen, Leutershausen und Ritschweier kam Verstärkung. Die Hitze war so groß, dass sich die kleine Kirchenglocke förmlich auflöste, die große Glocke spaltete sich in zwei Teile und stürzte krachend in die Tiefe. Die Kirche selbst brannte bis auf die Grundmauern nieder. Den Feuerwehrleuten gelang es aber, zumindest den Altar und Teile des Mobiliars vor den Flammen zu retten. Noch dramatischer ist die Schilderung unserer Zeitung am 18. Juni 1976 vom Großbrand in der Lützelsachsener Wintergasse: Vom "Flammen-Inferno" war dort die Rede. In der Tat spielten sich damals dramatische Szenen ab. Augenzeugen erinnern sich heute noch an die Schreie der 20 Schweine, die wie 40 Hühner nicht mehr aus den Flammen gerettet werden konnten. Aber auch die Geräusche des Feuers prägten sich ein: "Es prasselte wie ein Maschinengewehr", schilderte damals der Reporter unserer Zeitung seine Eindrücke. Stallungen und Scheuer wurden ein Opfer des Großbrandes, der mitten in der Nacht ausgebrochen war. Dafür gelang es den Wehren aus Lützelsachsen und Hohensachsen, gemeinsam mit weiteren Feuerwehren aus der Umgebung, die Bewohner rechtzeitig zu evakuieren und ein Übergreifen der Flammen auf die direkt angrenzenden Wohnhäuser in der Wintergasse zu verhindern. 1884 als Pflichtwehr gegründet Doch zurück zur Chronik der Feuerwehr: 1884 wurde in Lützelsachsen von Amts wegen eine Pflichtfeuerwehr gegründet, in der alle Männer im Alter von 20 bis 50 Jahren Dienst tun mussten, freilich mit äußerst beschränkten Möglichkeiten: Als Hilfsmittel standen lediglich Ledereimer und Kübel zur Verfügung. Zum Vergleich: Heute verfügt die Wehr über zwei Löschgruppen- und zwei Mannschaftstransportfahrzeuge sowie über ein Vorauslösch- und ein Kleineinsatzfahrzeug. 1906 erfolgte die Umwandlung zur Freiwilligen Feuerwehr Lützelsachsen. Ein Jahr später gründeten 34 Männer auch in Hohensachsen eine Freiwillige Feuerwehr, deren erster Einsatz 1912 beim Brand des Gasthauses "Zum Stern" in Lützelsachsen in den Annalen vermerkt ist. Es dauerte bis 1926, bis in Hohensachsen ein Scheunenbrand gelöscht werden musste. /// Wache Süd 1981 eingeweiht /// Beide Wehren litten viele Jahre lang unter der spärlichen Ausstattung und dem Fehlen geeigneter Räumlichkeiten. Dies änderte sich erst mit der Eingemeindung. Die Stadt Weinheim versprach beiden Stadtteilen im Eingemeindungsvertrag den Bau eines Feuerwehrgerätehauses. Da geeignete Grundstücke in den Ortskernen fehlten, einige man sich auf einen gemeinsamen Standort; 1981 wurde die Wache Süd schließlich eingeweiht. Anfangs gab es noch Berührungsängste zwischen den Abteilungen, die deshalb auch in der gemeinsamen Wache getrennte Wege gingen. Bei Einsätzen griff man nur auf die "eigenen" Fahrzeuge zurück, Übungen wurden getrennt durchgeführt. Doch nach und nach näherte man sich an, zumal die Zahl der gemeinsamen Einsätze durch die Einbeziehung von Gebieten außerhalb der Ortsgrenzen von Lützelsachsen und Hohensachsen stetig zunahm. Anfang der 90er Jahre waren getrennte Übungen und Einsätze endlich Vergangenheit. Ein Umdenken hatte stattgefunden und führte folgerichtig im Jahr 2001 zum Zusammenschluss beider Abteilungen. Zum Kommandanten wurde Matthias Bente gewählt, der diese Aufgabe bis heute wahrnimmt. Mehr als 60 Aktive, über 50 Mitglieder der beiden Altersmannschaften und 16 Mitglieder der Jugendwehr bilden heute die schlagkräftige "Freiwillige Feuerwehr Weinheim Abteilung Lützelsachsen-Hohensachsen", wie der offizielle Name lautet. Artikel Weinheimer Nachrichten vom: 16.07.2009 Carsten Propp