Weinheim. (pro) Ungewöhnlich scharfe Kritik am Gemeinderat äußerte Weinheims Stadtkommandant Reinhold Albrecht bei der Hauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr am Freitagabend im neuen Feuerwehrzen "Weinheim. (pro) Ungewöhnlich scharfe Kritik am Gemeinderat äußerte Weinheims Stadtkommandant Reinhold Albrecht bei der Hauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr am Freitagabend im neuen Feuerwehrzentrum. Viele Kameraden seien darüber verärgert, wenn Stadträte sagen, dass auch für die Feuerwehr ""nicht jeder Wunsch"" in Erfüllung gehen könne. ""Unsere Feuerwehr hat keine Wünsche. Sie dient auch nicht dem Vergnügen ihrer Kameraden"", betonte Albrecht. Die Feuerwehr habe vielmehr eine öffentliche Aufgabe übernommen und es sei Sache der Politik, die finanziellen Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass schnelle Hilfe für die Bevölkerung in Notlagen gewährleistet ist. Die Feuerwehr erfülle diese Aufgabe 365 Tage im Jahr rund um die Uhr ohne einen Euro Aufwandsentschädigung. Es sei deshalb nicht in Ordnung, wenn die Frauen und Männer der Feuerwehr als eine selbstherrliche Gruppe dargestellt werden, die ""nur aus Selbstzweck mit modernsten roten Feuerwehrfahrzeugen durch die Gegend fahren"". Denn die Aktiven der Wehr seien wirklich ehrenamtlich tätig, während die Stadträte für ihr Ehrenamt immerhin 200 Euro im Monat erhalten. Umgerechnet auf die 330 aktiven Feuerwehrangehörigen wären dies 792000 Euro pro Jahr, rechnete Albrecht süffisant vor und fügte dann hinzu: ""Aber keine Sorge. Wir werden auch in Zukunft keine Aufwandsentschädigung fordern."" Doch die Feuerwehr erwarte, dass ihre Arbeit entsprechend gewürdigt wird. ""Bei der Feuerwehr muss von Bedarf gesprochen werden"", ermahnte er den Gemeinderat. Diesen als Wunsch hinzustellen, fördere nicht gerade die Motivation der Kameraden und könne dazu führen, dass die Zahl der freiwilligen Kräfte sinkt. ""Insofern sollten sich unsere Stadträte genau überlegen, was sie sagen"", machte Albrecht deutlich. Doch damit nicht genug: Auch die Forderung des Gemeinderates, die Zusammenführung der Abteilungen Sulzbach und Stadt am gemeinsamen Standort im Feuerwehrzentrum zu forcieren, habe für Unmut innerhalb der Feuerwehr gesorgt. Klar sei, dass es mit der Inbetriebnahme des Feuerwehrzentrums Ost in Oberflockenbach nur noch drei Standorte für Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr geben werde. Albrecht wörtlich: ""Ich betone ausdrücklich das Wort: Einsatzfahrzeuge. Über alles andere kann spekuliert werden"", hielt sich der Stadtkommandant bedeckt. Nur so viel sagte er später noch: Um die Planung des Feuerwehrzentrums Ost voranzubringen, werde man demnächst einen Bauausschuss bilden. Zuvor hatte Erster Bürgermeister und Feuerwehrdezernent Torsten Fetzner den Aktiven für ihren Einsatz im Namen des Gemeinderates, der Verwaltung und der Bürger gedankt. Er habe Verständnis dafür, dass der Gemeinderatsbeschluss zur Zusammenlegung der Ortsteilwehren Ängste vor dem Verlust der Eigenständigkeit und Identität der Abteilungen wecke. ""Wir nehmen das sehr ernst"", sagte Fetzner und kündigte Gespräche mit den Betroffenen in den nächsten Monaten an. Er sei sicher, dass man gemeinsam eine Lösung finden werde. Mit einer persönlichen Spende für die Jugendwehr unterstrich Fetzner seine Verbundenheit mit den Brandschützern. Sechs Mitglieder der Jugendwehr wurden bei der Hauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Weinheim von Stadtkommandant Reinhold Albrecht (rechts) in die aktive Wehr übernommen; außerdem wurden sieben Aktive befördert. Bild: Hering / Weiterer Bericht: Zehn-Jahres-Vergleich macht Belastung deutlich! In der großen Fahrzeughalle des neuen Feuerwehrzentrums versammelten sich die Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehr Weinheim zur Hauptversammlung der Gesamtwehr. Beschlussfähig war die Versammlung freilich nicht. Dazu hätte ein Drittel der 330 Aktiven anwesend sein müssen; diese Zahl wurde laut Stadtkommandant Reinhold Albrecht knapp verfehlt. Die jeweils einstimmig gewährte Entlastung des Gesamtausschusses und die Wahl der Kassenprüfer muss nun bei einer außerordentlichen Versammlung noch offiziell bestätigt werden. Albrecht dankte der Abteilung Stadt für die Ausrichtung der Versammlung, in deren Anschluss Stadtrat Heinrich Pflästerer zu einem Abendessen einlud. In seinem Jahresbericht ging der Stadtkommandant auf die gestiegene Belastung der Aktiven ein. Verteilten sich 1995 noch 281 Einsätze auf 360 Aktive, so waren es im vergangenen Jahr 680 Einsätze, die von 330 Aktiven geleistet wurden. Insgesamt zähle die Gesamtwehr Weinheim 567 Angehörige, deren Durchschnittsalter 44,4 Jahre beträgt. Wilhelm Bausch erstattete den Bericht der Altersmannschaft, die 165 Kameraden zählt. Die monatlichen Treffen der Abteilungen, die Mitwirkung an Veranstaltungen der Feuerwehr und der Kontakt mit den Nachbarwehren seien die wesentlichen Aktivitäten der Alterskameraden, die zu Beginn des vergangenen Jahres 1000 Euro für die Flutopfer gespendet hatten. Stadtjugendfeuerwehrwart Ralf Mittelbach wies auf den erheblichen Rückgang bei den Jugendlichen hin. Waren Anfang 2005 noch 97 Jugendliche dabei, so reduzierte sich diese Zahl bis Jahresende auf 73. ""Es wird immer schwieriger, Jugendliche für die Arbeit der Feuerwehr, aber auch generell fürs Ehrenamt zu begeistern"", so Mittelbach. Trotzdem bestehe kein Grund zur Schwarzmalerei. Er gehe davon aus, dass man die aktuelle Zahl in Zukunft halten könne, zumal die Jugendwehren der Abteilungen gute Arbeit leisten. Neben den feuerwehrtechnischen Übungen stünden Sport und Spaß im Vordergrund. Immerhin sechs Jugendliche konnten an diesem Abend in die aktive Wehr übernommen werden: Alexandra Baum und Sven Käding (Abteilung Stadt); Carsten Dübler, Sven Voigt und Dennis Karr (Lützelsachsen-Hohensachsen) sowie Jonathan Groß (Rippenweier). Ferner wurden folgende Aktive befördert: Raimund Schlüter und Philip Stöhr (Oberfeuerwehrmann); Marco Schneider (Löschmeister) sowie Roland Breitenfeld, Werner Hartmann, Tobias Kain und Ralf Mittelbach (Oberlöschmeister). Abschließend gab Albrecht noch bekannt, dass in diesem Jahr das Zeltlager des Unterkreises Weinheim auf dem Gelände des Feuerwehrzentrums stattfinden wird. 2007 richtet Weinheim dann das große Zeltlager des Rhein-Neckar-Kreises auf dem Segelflugplatz aus. Für ihn sei es unverständlich, so Albrecht, dass der Abteilungsausschuss Lützelsachsen-Hohensachsen beschlossen habe, sich nicht an der Durchführung zu beteiligen."